Tagung zum Memorial Day 2019

CRISPR: Ist alles gut, was möglich ist? 

Über Gentechnik und die Verantwortung der Wissenschaft 

Am vergangenen Montag (28. Januar) fand an unserer Schule anlässlich des Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 eine Tagung statt. Am sogenannten „Memorial Day“ werden schon seit Jahren aktuelle Themen behandelt und mit Gästen diskutiert. Dieses Jahr fand die Tagung unter dem Thema „CRISPR, der neue Frankenstein! Ist alles gut, was möglich ist?“ statt. 

CRISPR ist die neueste Entwicklung in der Gentechnik, womit in der DNS einzelne Gene gezielt ausgetauscht oder entfernt  werden können. Diese Technologie wird es der Medizin in naher Zukunft ermöglichen, Erbkrankheiten zu bekämpfen und Modifikationen am Erbgut vorzunehmen. Diese neue Technologie wird von einigen Ethikern aber hart kritisiert, da die menschliche Spezies verändert werden könnte.

Dazu wurden fünf  Wissenschaftler zu einer Podiumsdiskussion an die Schule eingeladen. Die hochkarätige Wissenschaftlerauswahl umfasste Univ. Prof. Bernd Gänsbacher, Thomas Letschka, Leiter des Fachbereiches Genomik an der Laimburg, Univ. Prof Lukas Prantl, Stammzellenforscher und Hochschulzentrumsleiter, Prof. Peter P. Pramstaller, Leiter des Institutes für Biomedizin an der EURAC Bozen sowie Martin Lintner , Professor für Ethik und Mitglied im Landesethikkomitee. Geleitet wurde die Tagung vom bekannten Südtirol Journalisten Eberhard Daum.

Nach einer Einführung durch eine Einspielung aus dem aktuellen Film  „Der neue Frankenstein” und nach der Begrüßung durch Schuldirektor Alois Weis stellte Prof. Josef Prantl die Gäste vor. Prof. Ewald Kontschieder zog Parallelen zwischen den Verbrechen des NS-Wissenschaftlers Josef Mengele (der auch in Südtirol eine Zeitlang untertauchte) und den Möglichkeiten der Gentechnik. Die TFO-Schüler Filip Latschrauner und Leon Kofler erklärten den rund 200 Schülerinnen und Schüler im Mehrzwecksaal die CRISPR-Technologie durch ein szenisches Spiel. Danach übernahm Eberhard Daum  die Moderation der Expertenrunde. In der Einführungsrunde gaben die Forscher ihren Standpunkt zum Thema wieder. Scharf kritisierten sie das Experiment des Chinesen He Jiankui, der vor kurzem Keimzellen an Embryonen modifiziert hat. Danach diskutierten die Experten über verschiedene Themen in Verbindung mit der Gentechnik. Gänsbacher sagte, dass der Fortschritt nicht zu stoppen sei und die Gesellschaft sich mit der Entwicklung auseinandersetzen sollte, aber auch weltweite Regelungen geschaffen werden müssten. Martin Lintner äußerte Bedenken und forderte eine bedachte und gut reflektierte Vorgehensweise in der Genforschung. 

Alle Wissenschaftler verurteilten die Handlungen von He Jiankui. Lukas Prantl plädierte für einen globalen ethischen Kodex und ein internationales Kontrollorgan, das die schwarzen Schafe  bestrafe. Peter Pramstaller verwies auf die großen Möglichkeiten, die sich bei der Behandlung von Krankheiten durch die Gentechnologie ergäben. Auch in der Landwirtschaft sei CRISPR ein großer Fortschritt, unterstrich Thomas Letschka. Am Ende der Tagung wurden noch zahlreiche Fragen der Schüler beantwortet. Mit einer Schlussrunde endete der sehr interessante Schulvormittag. „CRIPR“ wird uns in Erinnerung bleiben und sich durchsetzen, wie Prof. Gänsbacher sagte. (Ein Bericht von Martin Verdorfer und Daniel Karasani, 3AEL)